Internationaler
100-km-Lauf –Marsch von Unna
Zehn Jahre nach dem ersten Bieler Lauf hat der Turnverein
1861 e.V. in Unna Westfalen im Herbst 1969 erstmals in der Bundesrepublik einen
100-km-Lauf veranstaltet. Die Teilnehmer waren, bis auf eine verschwindend geringe
Zahl, noch nie über eine solche Distanz gelaufen. Als der Leichtathletik-Obmann
des Fußball- und Leichtathletikverbandes Westfalen den Antrag auf Veranstaltung
eines 100-km-Laufes erhielt, fragte er mit Brief vom 20. August 1969
vorsorglich zurück, »ob es sich hier bei der Ausschreibung nicht um einen
Irrtum handelt, denn als Länge des Marsches bzw. Laufes werden '100 km'
angegeben. Ich möchte annehmen, daß es sich hierbei um
einen Schreibfehler handelt und die Länge der Strecke 10 km betragen sol1«. Seine
Annahme erwies sich als falsch. Ein Vereinskamerad, so lesen wir in der
Jubiläumsschrift von 1978, hatte im Juni 1969 den Bieler Hunderter absolviert
und den Turnverein 1861 davon überzeugt, nun in Unna den ersten deutschen
Hunderter zu veranstalten. Bereits bei dem ersten 100-km-Lauf am 25. Oktober
1969 waren etwa 500 Läufer am Start.
Die Veranstaltung findet am ersten Samstag im
September statt. Gestartet wird um 20 Uhr im Herderstadion. Zeitlimit 24
Stunden. Altersklassen- und Mannschaftswertung. Die Strecke - ein Rundkurs -
verläuft relativ flach auf Hartbelag. Sieht man sieh die Karte des dicht
besiedelten Gebiets an, überrascht, wie viel Kilometer immerhin noch außerhalb
von Stadtgebieten verlaufen. Der Rundkurs geht über Holzwickede über Kamen und Bergkamen nach Werne an der
Lippe, überquert die Autobahn zum ersten Mal bei Stockum in der Nähe von Hamm und geht über Pedinghausen und Massen nach Unna zurück. Das vorstädtische
Straßengeflecht - nicht abgesperrt - bringt es mit sich, daß
die Gefahr sich zu verlaufen groß ist. Publikum ist kaum vorhanden. In dem
Industriegebiet ist mit Unverständnis bei Passanten zu rechnen. Diese negativen
Momente, die sich jedoch mit der Ausbreitung des Laufens abschwächen, werden.
durch das Engagement der Veranstalter wettgemacht.
In
der Tat werden die Bemühungen des Veranstalters auch durch die für einen Ultralanglauf
relativ hohe Teilnehmerzahl honoriert. Nämlich zwischen 800 und 900. Gerhard
Rettig hat nach dem 15. Lauf Bilanz gezogen: Danach haben an diesen 15 Läufen
insgesamt 12681 Läuferinnen und Läufer teilgenommen. In den ersten Jahren waren
400 bis 500 am Start; die Spitze wurde mit 1200 erreicht. Von allen Gestarteten erreichten 70,5 Prozent das Ziel.
Nach Mitteilung Rettigs verteilen sich die erfolgreichen Teilnahmen nur auf 4313 Aktive.
Es habe sich also ein gewisser Stamm gebildet, der, wenn auch mit Unterbrechungen,
immer wiederkehre. Dazu kommen in jedem Jahr etwa 50 Prozent der Teilnehmer, die zum
ersten Mal die 100-km-Strecke bewältigen wollen. An 15 Läufen hintereinander haben drei Läufer und eine Läuferin
erfolgreich teilgenommen. 58 Aktive waren zum zehnten Mal dabei. Beim ersten Hunderter in Unna
benötigte der Erste, Helmut Urbach, fast 9 Stunden; einige Jahre später lief auch in Unna der Erste
unter 7 Stunden (1975: Heinz Hasler 6:44:52 Stunden). Vergleicht man die Summe
der Stunden, die die ersten hundert Teilnehmer benötigt haben, vom ersten mit dem fünfzehnten
Lauf, so ergibt sich ein Verhältnis von 1276 zu 896 Stunden, das bedeutet eine durchschnittliche
Verbesserung von fast vier Stunden je Läufer der ersten Hundert. Dieser Trend dürfte weiter anhalten.
Zitiert
aus dem Buch: Mehr als Marathon Band 2 von Werner Sonntag